Ein großer Teil meines Weg zur inneren Heimat
Diese drei Worte - Liebe, Licht & Leichtigkeit - zieren meinen linken Unterarm, tätowiert in geschwungener Schrift. Sie sind mein Lebensmotto, mein tiefster Lebenswunsch, meine eigene Kunst, es in allem zu sehen und zu spüren. Meine persönliche Superkraft. Es ist alles, was ich mir im Leben wünsche, so oft schon finde und doch, rückblickend auf meine Vergangenheit, so unglaublich oft gefehlt hat.

PS.: Während ich diesen ersten Blog-Beitrag geschrieben habe, ist es nur so aus mir herausgesprudelt. Umso öfter ich es gelesen habe, umso mehr ist mir dazu eingefallen. Noch so vieles habe ich zu berichten und ich freue mich jetzt schon wahnsinnig mehr in die Tiefe zu gehen oder dir weiteres aus meinem Leben, meinem Weg zu erzählen.
Wer bin ich und wie bin ich diesen steinigen Weg bisher gegangen?
Vielleicht begegnest du meinem Namen zum ersten Mal, vielleicht weißt du aber auch, dass ich Anna heiße, vor kurzem 30 Jahre alt geworden bin und mit meiner Familie in Bayern wohne. So ländlich, dass man im Sommer den Lech riechen kann. Ich liebe den Mond und die sonnigen Tage einer jeden Jahreszeit. Jedem Zyklus des Lebens und der Natur kann ich etwas abgewinnen und doch waren es echt harte 30 Jahre.
Möglicherweise denkst du jetzt, wie viele andere: "So jung und schon so viel zu jammern?". Doch ich möchte mich vom Jammern distanzieren. Vielmehr möchte ich meinen eigenen Weg ehren, stolz auf meine vielen "Aufstehen-Krone-richten-Momente" sein und vielleicht sogar als Vorbild für Andere dienen. Ich möchte dich inspirieren und Empathie vermitteln. Indem ich dir aufzeige, dass es egal wie leicht ein Leben zu sein scheint, wissen wir nie genau, welche Kämpfe hinter der Fassade gekämpft werden. Denn jeder innere oder äußere Kampf ist ein Teil unserer eigenen inneren Heimat. Jede Herausforderung, jeder Stein auf meinem Weg hat mich bis hierher geführt und bringt mich früher oder später dem Gefühl der inneren Heimat noch ein Stückchen näher. Doch nun mehr zu meinem Weg.
Nun, wo soll ich beginnen?
Beginnen wir also am Anfang, bei meiner Geburt. Als Tochter westdeutscher Eltern wurde ich 1994 im Osten geboren. Meine Mutter erzählt noch heute von den damalig ärmlichen DDR-Verhältnissen. So hatten meine Eltern erst fließendes Wasser in der sanierten Backsteinvilla aus dem Jahr 1907, als sie mit mir im Dezember aus dem Krankenhaus kamen. Meine Geburt selbst war alles andere als einfach, da ich in Steißlage zur Welt kam. "Nichts Besseres für die Ossis", spottete meine Verwandschaft jahrelang. War der Osten doch mein Zuhause, die Menschen dort, meine Freunde, Nachbarn, Schulkameraden und darunter so viele liebenswürdige Menschen, die bis heute einen so großen Platz in meinem Herzen haben.
Irgendwie bin ich also im Osten gelandet und das als westdeutsches Kind. War man gesellschaftlich in meiner Teeniezeit der Auffassung, dass die frühere Teilung keine Rolle mehr spielte, erlebte ich es oft völlig anders. Ich fühlte mich in der alten, kalten, großen Villa irgendwie zu Hause und irgendwie auch nicht. Mein Gefühl der Heimatlosigkeit zeigte sich schon so früh, dass ich mich sogar im eigenen Heim oft völlig fremd fühlte. Bayern war und ist meine Heimat, doch auch hier war und bin ich nie ganz angekommen.
Immer klebte der "andere Preiszettel" auf mir. Als reiches "Wessi-Kind" hätte ich mir ja um nichts Sorgen machen müssen. Außer um meine Telefonkosten, wenn ich in Bayern meine Freunde und Familie besuchte, weil ich ja bei jedem Telefonat dann „ins Ausland“ telefonieren würde. Über letzteres spotteten vor allem die bayerischen Jugendlichen fürchterlich gerne. Auch darüber, dass mein sächsisches Abitur kaum so viel Wert wie ihr bayerisches Zeugnis wäre. Ich weiß natürlich, dass viel Spott oft mit Witz einhergeht, doch steckt in meinen Augen oft ein wahrer Kern oder eine Botschaft dahinter. Und wie mich die letzten Jahre immer wieder gelehrt haben, ist eben das so oft unüberlegt. Verletzungen, Hass und Missgunst “erlaubt” durch eine abfällige Anmerkung oder eben durch einen solchen Witz. Witze, die scharf sind wie Messer und tief in unsere Seelen schneiden, vor allem wenn wir noch so jung sind.
Den Hass habe ich nie verstanden. Vermutlich rede ich mir heute ein, ihn zu verstehen. Aber eigentlich wurden auf meine Kosten solche Witze gerissen, meistens von Generationen, die die deutsch-deutsche Teilung meist gar nicht oder höchstens in Windeln erlebt haben.
Dieses Gefühl, kein Zuhause zu haben, prägt mich bis heute. Besonders nach dem Tod meines Vaters, der direkt vor unserer Haustür aus dem Leben gerissen wurde. Auch hier waren vermutlich Neid und Missgunst die Gründe, die ich auch nie verstehen werde.
Das Urvertrauen in mir selbst
Doch seit einigen Jahren habe ich ein Gefühl in mir gefunden, welches mir Heimat gibt: ein Urvertrauen in mich selbst, in mein Leben und in meine Fähigkeit als Mensch, Medium und geistiges Wesen. Die Verbindung zu meiner Seele und die Annahme meiner inneren Kinder haben mir ein Zuhause in mir selbst geschenkt. Einige Zimmer sind noch ausbaufähig, der Keller und der Dachboden noch ziemlich unordentlich oder verstaubt. Das Fundament ist aber jeden Tag ein bisschen stabiler. Ich weiß welche Themen aus meiner Vergangenheit noch mehr Liebe brauchen. Andere konnte ich sorgfältig in eine Box auf dem Speicher stellen. Und wieder andere bewahre ich an ganz besonderen Orten auf, in Bilderrahmen, Vitrinen oder meinem Herzen.
Der Weg der Heilung und spirituellen Arbeiten hat mir ein Zuhause in mir selbst aufgezeigt, ja vielleicht sogar überhaupt erst ermöglicht. Ich habe Vertrauen und Sicherheit gefunden, dass alles gut wird und genau so kommt, wie es soll. Das alles genau zur richtigen Zeit, am richtigen Ort zum höchsten Wohle aller geschieht. Auch wenn ich es im ersten Moment ganz oft nicht erkenne, wofür ein weiterer Verlust oder ein finanzieller Stolperstein gut ist, weiß ich ganz tief in mir: Es ist Liebe, Licht und Leichtigkeit darin zu finden.
Doch nicht immer fällt es mir leicht, in Liebe, Licht und Leichtigkeit zu verweilen. Es hat sich in den letzten Monaten alles so schwer und klebrig angefühlt. Vor allem der Umstand, dass nun bald wieder ein Haus in unserer Nachbarschaft fertiggestellt wird und wir lediglich zur Miete wohnen, unser Grundstück weiterhin leer steht. Und auch darüber unzulänglich viel geurteilt wird und uns überwiegend Missverständnis entgegengebracht wird. Natürlich wünsche ich mir nichts sehnlicher als endlich mein Traumhaus, mein eigenes irdisches Zuhause zu bauen. Aktuell haben aber andere Dinge Priorität, was nicht bedeutet, dass es mir nicht weh tut und meine Sehnsucht mit jedem neuen Haus aufreißt, zu einer klaffenden Wunde. Und mich zurück an dieses Gefühl der Heimatlosigkeit in meine Kindheit zurückversetzt. Und doch weiß ich, dass genau an diesen Tagen dieses Gefühl, welches sich zeigt, einen Platz bekommen möchte, ein weiteres inneres Kind Heimat finden darf und ich selbst, in meinem eigenen Herzen.
Die Umstände, die uns traurig stimmen oder wütend machen, auch die Witze über die wir nicht lachen können, geben dir und mir die Möglichkeit etwas zu verändern. Es bietet uns die Möglichkeit, uns mit dem Gefühl dahinter zu verbinden oder der entsprechenden Erinnerung. Dadurch kann in uns etwas geheilt werden und wir in uns Heimat finden. Das nächste Mal, wenn dich etwas aufwühlt, sauer macht oder dir nicht mehr aus dem Kopf geht, dann sieh dahinter die Möglichkeit den Glaubenssatz aus deiner Jugend zu einem besseren zu verwandeln, die unangetastete Meinung deine Familie für dich selbst zu hinterfragen oder ein Erlebnis aus deiner Kindheit auf den Weg der Heilung zu bringen.
Weitere Gründe, dass ich dich daran erinnere, die Liebe, das Licht und die Leichtigkeit mitzunehmen. Für dich, für deine Liebsten und für alle, die dir begegnen. Wir alle brauchen Liebe. Denn an manchen Tagen ist das Licht am Ende des Tunnels unser einziger Halt und die Leichtigkeit zeigt sich oft erst dann, wenn wir den Tunnel durchschritten haben. Möglicherweise bist du morgen die Person, die einer anderen liebevoll die Hand für den schweren Tunnelweg reicht. Vielleicht ermuntert dein Lächeln den Tag einer anderen Person. Oder die Liebe, die du dir selbst schenkst, bringt dich ein Stück näher zu deiner eigenen Heimat. Streck die Hand aus, um Liebe zu geben oder zu bekommen. Beobachte dein Gegenüber, hinterfrage deinen Witz oder höre offen und ehrlich zu, wenn jemand den eigenen Schmerz mit dir teilt.
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Kommentare
Deine Offenheit in diesem Beitrag hat mich sehr berührt. Eine wirklich schöne Inspiration insbesondere für das wirkliche Fühlen der Bedeutung von Heimat. :)
Ich freue mich auf mehr...
Herzensgruß von Katharina